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Eine stetig wachsende Anzahl von Studien belegt, dass ein Universalkonzept in der Erforschung und Behandlung von Krankheiten nicht mehr sinnvoll ist. Während im Zeitalter der personalisierten Medizin bereits Therapiekonzepte auf einzelne Gene oder andere Charakteristika abgestimmt werden, wird der Unterschied zwischen Mann und Frau in der Fachliteratur und in der klinischen Routine jedoch kaum wahrgenommen.
Am Beispiel der Kardiologie lassen sich die Folgen dieses Versäumnis besonders gut verdeutlichen: der Herzinfarkt gilt als typische männliche Krankheit, dabei ist das Risiko an einem Herzinfarkt zu versterben für Frauen deutlich höher als für Männer. Als Gründe hierfür werden eine erschwerte Diagnosestellung und eine verzögerte Therapie bei den weiblichen Patienten aufgeführt. Letzteres ist darauf zurückzuführen, dass die Besonderheiten des weiblichen Herzens in der Forschung weitgehend unberücksichtigt bleiben. Bedenklich ist hierbei vor allem, dass der Frauenanteil in herzbezogenen Studien nur bei 18-24% liegt, was deren Aussagekraft deutlich einschränkt. Auch wird die Frage nach dem Geschlecht in der Grundlagenforschung kaum gestellt: Daten werden zu 90% an männlichen Tieren erhoben und nur 5% der Forschungsarbeiten werden an weiblichen Zellen durchgeführt. Damit gehen der Forschung bereits im frühen Stadium wichtige Erkenntnisse verloren.
Doch Geschlechterunterschiede gibt es nicht nur in Bezug auf Herzerkrankungen. Beispielsweise erkranken Frauen öfters an Osteoporose, Depression oder multipler Sklerose als Männer. Männer hingegen leiden häufiger an Morbus Parkinson und Autismus. Auch sind geschlechtsspezifische Unterschiede für Verteilung und Metabolisierung von Arzneistoffen nachgewiesen. Dies wird oftmals nicht berücksichtigt. Aus diesen Gründen treten unerwünschte Nebenwirkungen bei Frauen 1,5-mal häufiger auf als bei Männern.
Viele Studien zeigen deutlich die Gefahr einer genormten Geschlechtszuordnung in der Medizin auf. So klar jedoch die Forderung nach einer geschlechtsbezogenen Forschung und Patientenbehandlung ist, so schleppend ist ihre Umsetzung. Auch wird der Faktor Geschlecht in der Lehre kaum wahrgenommen. UZH Gendermedizin setzt sich an der Medizinischen Fakultät dafür ein, die bestehenden Wissenslücken in der Forschung, der Lehre und der klinischen Medizin an der Universität Zürich zu schliessen.
Um die Veränderungen in der Gendermedizin voranzutreiben, hat die Medizinische Fakultät der Universität Zürich eine Professur für Gender-Medizin ausgeschrieben. Die Professur wird am Universitätsspital Zürich eingerichtet.
Forschende an der Medizinischen Fakultät engagieren sich rege in der Medienarbeit und im Public Engagement.Medienspiegel