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Medizinische Fakultät

Silvia Ulrich

Silvia Ulrich, Prof. Dr. med.

  • Seit 01.05.2020: Professorin ad personam für Pulmonale Hypertonie und Atemphysiologie UZH
  • Forschungsgebiet: Pulmonale Hypertonie Schlafapnoe Diagnostik und Therapie

«Die Lebensfreude stärkt die Schaffenskraft und vervielfältigt sich, wenn sie geteilt wird. Wer in die Tiefe geht, der sieht die kleinen Dinge in großen Zusammenhängen.»

1991 - 1997 Medizinstudium an der Universität Basel, Schweiz

1998

Dissertation, Pathologisches Institut, Universität Bern, Schweiz, Nasenschleimhautzytologie. Biomarker in der Arbeitsmedizin. Prof. Dr. J.O. Gebbers

2010

Habilitation, Universität Zürich, Schweiz, "Novel Pathogenetic Mechanisms in Pulmonary Hypertension"

2016 -2020

Titularprofessur, Abteilung für für Pulmonale Hypertonie und Atemphysiologie, Universität Zürich, Schweiz

seit 2018

Ehrenprofessur, Kyrgyz State Medical Academy, Universität in Bischkek, Kirgisistan

seit 2020

Professur ad Personam, für Pulmonale Hypertonie und Atemphysiologie, Universität Zürich, Schweiz

Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?
Ich bin ein sehr vielfältig interessierter Mensch und wollte den Dingen auf den Grund gehen, diese aber auch fächerübergreifend im Zusammenhang verstehen. Als Ärztin in einem wesentlichen Fachbereich der Inneren Medizin, der Pneumologie, ist es unabdingbar, die Zusammenhänge der Physiologie zu kennen, um aus den Beschwerden der Patienten die richtigen Diagnosen stellen und so die beste Behandlung nach dem Stand des Wissens einleiten zu können. Bereits im Studium und noch vielmehr in der ärztlichen Tätigkeit wurde mir klar, wo überall Wissenslücken vorhanden sind. Hier wolle ich in die Tiefe gehen, Evidenz schaffen, das Feld voranbringen. Die Wissenschaft ist ein Lebensinhalt, sie beschäftigt uns Wissenschaftlerinnen immer und überall, die guten Ideen kommen manchmal auch nicht am Schreibtisch, sondern auf der Patientenvisite, beim Joggen, im Theater, überall. Als klinisch tätige Ärztin hatte somit nicht die Frage der Wissenschaft versus andere Berufstätigkeit, sondern der Wissenschaft und Lehre zusätzlich zur ärztlichen Berufstätigkeit.  Diese Dreifaltigkeit im Berufsalltag, die Klinik, die Lehre und die Wissenschaft, das hat mich fasziniert und vorangetrieben, diese bedeutet aber zugleich eine manchmal zeitlich fast nicht zu bewältigende Herausforderung. Die Wissenschaft ist für uns Kliniker zugleich ein sehr spannendes und kreatives Hobby, welches viel Zeit an Abenden und Wochenenden beansprucht.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit und was ist das Besondere dabei?
Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, jeden Tag braucht es detektivisches Geschick zur Erkennung der Diagnosen in der Klinik, der zielführenden Versuchsanordnung in der Forschung, es braucht Ideen, wie das Ziel am besten zu erreichen ist, wie der Weg aus einer Sackgasse führt, wie die vielfältigen Aufgaben zu bewältigen sind. Ganz besonders gefällt mir, wie ich auf meinem Weg immer wieder spannenden, hochmotivierten, produktiven Menschen begegnet bin. Häufig waren es motivierte Studenten, Doktoranden und Mitarbeiter, die mich so richtig anspornen konnten, fast pausenlos weiter zu gehen, in schwierigen und schönen Zeiten. 

Gab es in Ihrer Karriere besonders prägende Durststrecken oder Misserfolge? Wie überwanden Sie diese?
Die doch sehr männlich geprägte Hierarchie im Spital war eine stetige Herausforderung. Es war anfangs nicht einfach als Assistenzärztin mit dem Ziel Forschung wahrgenommen zu werden. Oft wurden die männlichen Kollegen für die Forschungszeit vorgesehen, die vielen motivierten weiblichen Assistenzärztinnen waren von den Kaderärzten gern gesehene Kräfte für die zielstrebige Erledigung des Alltagsgeschäfts. Es war deutlich schwieriger für mich als Frau, als Wissenschaftlerin und Kooperationspartnerin und Mitautorin für Studien wahrgenommen zu werden. Viele Projektkollaborationen wurden bei informellen, männlich geprägten Treffen geschmiedet, wo ich mich teils nicht hinwagte oder ich schlicht als Mutter keine Zeit hatte. Das hat sich dann mit der Zeit geändert, als ich die ersten gelungenen Forschungsarbeiten, Vorträge und Kongresseinladungen vorweisen konnte.

Welche Person / welche Institution hat Sie in Ihrem beruflichen Umfeld am stärksten unterstützt?
Am meisten unterstützt haben mich meine Familie, meine motivierten Forschungsmitarbeiter und gewisse Vorgesetzte am Universitätsspital, die mich als Forscherin gesehen haben und mir ermöglicht haben, meine Projekte voranzutreiben.

Hatten Sie (besondere weibliche) Vorbilder, die Ihren Werdegang beeinflusst haben? Welche?
Leider gab es nicht viele weibliche Vorbilder in der Schweizer Medizinlandschaft, ich bin mit Überzeugung daran mitzuhelfen, dass dies ändert. Beim Forschungsaufenthalt in der USA habe ich verschiedene Frauen erlebt, die Familie hatten und trotzdem als Wissenschaftlerinnen und Professorinnen erfolgreich waren, das hat mich motiviert, dasselbe zu tun.

Welche Massnahmen ergreifen Sie als Professorin, um den wissenschaftlichen Nachwuchs (insbesondere Frauen) an Ihrem Institut zu fördern?
Ich motiviere jüngere Ärztinnen und Ärzte für die Forschung, unterstützte sie bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten, berate sie bei ihrer Karriere und lehre sie, nicht auf Stimmen zu hören, die ihnen weismachen wollen, dass frau doch nicht forschen kann neben klinischen Aufgaben und dem Wunsch, eine Familie zu haben. Mein Sohn war der letzte, der mich auf meinem beruflichen Weg gehindert hat. Die Freude, die er mir täglich bereitete, schwappte auf meine Arbeit über und lies mich umso produktiver werden.

Welche Tipps geben Sie einer Jungforscherin auf den Weg, die eine akademische Karriere ins Auge fasst?
Den Weg konsequent verfolgen, sich nicht hintenanstellen, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben. Zudem sollen junge Frauen nicht zu lange warten mit der Familiengründung, damit es nicht plötzlich zu spät ist. Es ist möglich, Familie und Karriere verbinden, es braucht den entschiedenen Willen hierzu und natürlich braucht es ein unterstützendes Umfeld, insbesondere von den Lebenspartnern.

Ist es aus Ihrer Sicht eine Herausforderung die Balance zwischen Forschung/der praktischen Arbeit in der Klink und der Familie/dem Privatleben zu halten? Wie gehen Sie damit um?
Dies ist in der Tat eine sehr grosse Herausforderung. Es braucht sehr viel Schaffenskraft, Widerstandsfähigkeit, Elan. Es ist sicherlich nicht jeder Menschentyp gleich geeignet und vor allem auch bereit, diese Anforderungen zu bewältigen. Es ist eine bewusste Lebensentscheidung, viel Zeit und Kraft in die Forschung, Lehre und Klinik zu investieren, diese Zeit fehlt dann natürlich anderswo. Doch die Zeit hat ja bekanntlich nicht nur eine quantitative, sondern auch eine qualitative Dimension. Freizeit und Privatleben sind mir mit dem Beruf zusammen sehr wichtig und sie beeinflussen sich gegenseitig. Ich hätte wohl nicht so viel im Beruf erreicht, wenn ich nicht immer auch viel Kraft aus der Freizeit mit der Familie, im Sport und mit der Musik gewonnen hätte. Ich bin leidenschaftliche Velofahrerin, Schneesportlerin, Joggerin, Klavierspielerin, Mutter und Ehefrau!