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Medizinische Fakultät

  • Carl Ludwig

    Carl Ludwig brachte die Physiologie in Zürich auf den neusten Stand.

Carl Ludwig (1816-1895)

Pionier der Experimentalphysiologie

Der Physiologie als Grundlagenwissenschaftkam zwar eine zentrale Bedeutung im Medizinstudium zu, allerdings noch nicht in Form praktischer Anleitungen zum Experiment und zur Erfahrung von physiologischen Vorgängen. Beispielsweise lehrte der Anatom Georg Hermann von Meyer "physiologische Anatomie" und unterrichtete im Sommersemester 1846 einen Kurs "Anleitung zu mikroskopischen und physiologischen Untersuchungen" mit einem Schwerpunkt auf der Morphologie. Erst 1850 wurde ein Kurs in "Experimentalphysiologie" angeboten. Der verantwortliche Dozent war der neue Professor für Anatomie und Physiologie, Carl Friedrich Wilhelm Ludwig. Carl Ludwig hatte sich auf die Physiologie der Niere und des Kreislaufs spezialisiert. Nicht überraschend war er gut bekannt mit Ernst Brücke, Hermann Helmholtz und Emil du Bois-Reymond, alles Schüler des bedeutenden Berliner Physiologen Johannes Müller. Mit dieser experimentalphysiologischen Neuausrichtung kam Ludwig im September 1849 nach Zürich.

Ähnlich wie Schönlein früher hatte sich Ludwig in Deutschland als liberaler, politisch aktiver Akademiker im Zuge der Deutschen Revolution von 1848/49 in seinem akademischen Fortkommen behindert gefühlt und griff sofort zu, als das Angebot einer ordentlichen Professur an der Universität Zürich kam. In Zürich dominierte eine liberale Politik. Aus diesem Grund galt die Universität Zürich für politisch Bedrängte aus dem nördlichen Nachbarland als Zufluchtsort. Carl Ludwig übernahm dankbar die Professur für Anatomie und Physiologie. Er sollte der letzte sein, der noch beide Fächer in einem Lehrstuhl vereinte. In Zürich führte Ludwig nicht nur die experimentelle Physiologie in den Lehrplan ein, er modernisierte auch die Ausstattung des Instituts. Wiederholt musste er beim kantonalen Erziehungsrat um einen Zuschuss für neue Gerätschaften bitten, weil er physiologisch-chemische Demonstrationen im Unterricht für unerlässlich hielt. Damit unterschied er sich von seinen Vorgängern: Nicht Morphologie und Entwicklungsphysiologie zeichneten seinen Unterricht aus, sondern das Interesse an physikalischen und chemischen Vorgängen im lebenden Körper. In Zürich entstand auch die definitive Fassung des zweibändigen Lehrbuchs von Carl Ludwig, "Lehrbuch der Physiologie", welches als eines der wichtigsten physiologischen Lehrbucher im 19. Jahrhundert galt. Kurz vor dem Erscheinen des zweiten Bandes übernahm Ludwig auf das Wintersemester 1855/56 den Lehrstuhl für Physiologie an der Josephs-Akademie in Wien und zog weiter.